Ramón Pané

(ca. 1460-1520)
Entdecker und Ethnograph

Ramon Pane, ein Hieronymitaner-Mönch katalanischen Ursprungs, wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geboren. Über sein Leben, seine Herkunft und sein Lebensende ist wenig bekannt. Aber er war Begleiter von Christoph Kolumbus auf seiner zweiten Reise nach Amerika, und vielleicht der erste Europäer, der eine indigene Sprache, Taino, erlernt und gesprochen hat.

Im Auftrag von Christopher Columbus recherchierte und schrieb er auch die erste ethnographische Abhandlung einer indianischen Kultur (1498). Sie ist eine wertvolle Quelle über die Taino-Kultur, die indianischen Bewohner der Insel Hispañola (Haiti) zur Zeit der Conquista. Das Buch entstand im Kontext der Eroberung der Insel durch die Spanier: Nachdem die Taino im Jahr 1495 eine von Columbus gegründete Siedlung überfallen hatten, bekam Pané den Auftrag, mehr über den Glauben und die Lebensgewohnheiten der Einheimischen in Erfahrung zu bringen, um weitere Konflikte zu vermeiden.

Im Gegensatz zu etlichen anderen Chronisten, denen es manchmal an Genauigkeit mangelt, legte Pané bei seiner Arbeit großen Wert auf eine empirische Vorgangsweise und auf regionale Differenzierung: „Jene (Indianer), über die ich schreibe, leben auf der Insel Española; denn von den anderen Inseln weiß ich gar nichts, da ich sie nie gesehen habe.“ Sein Bericht konzentriert sich auf „besondere Formen des Aberglaubens“, d.h. auf Religion, Mythologie, Weltbild und Schamanismus der Taino.