Im Spätmittelalter und zu Beginn der Neuzeit galt St. Hieronymus als Patron gebildeter vornehmer Bürger und „Mode-Heiliger“ spiritueller und sozialer Eliten.

Die Nürnberger Humanistengeneration rund um Lazarus Spengler (1479-1508) machte aus dem antiken Kirchenlehrer einen humanistischen Freigeist, der zwar christliche Frömmigkeit und die Mahnung zum liebenden Vertrauen auf Gott predigt, aber die allgemein-menschlichen Tugendregeln ganz in den Vordergrund rückt. Hieronymus erhielt eine deutlich herausgehobene Position als Verkünder nicht spezifisch religiöser Lebensweisheiten und humaner Tugenden.

Die Hieronymus-Begeisterung führte in Spanien und Italien zu einer Welle von Laien- und Klosterkongregationen, und im Deutschland der Vorreformationszeit zu einer Bücherschwemme und Blüte von Hieronymusdarstellungen in der bildenden Kunst. Kinder von gebildeten Bürger wurden vielfach auf den Namen des Heiligen getauft, um dieser Verehrung Ausdruck zu verleihen. Es war das reiche Bürgertum der Städte, Kaufleute, Gelehrten und vornehmeren Handwerker sowie der Humanisten und gebildeten Ordensleute, auf dessen Boden der Kult und das Studium des Hl. Hieronymus besonders gedieh.

Wer war Hieronymus?

Der heilige Hieronymus zählt zu den großen Persönlichkeiten der Kirchengeschichte. Er wurde um das Jahr 347 in Dalmatien als Sohn christlicher Eltern geboren und starb am 30. September 420 in Bethlehem (Gedenk- und Namenstag). Seine Ausbildung erwarb er sich in Rom, dort wurde er erst als Erwachsener getauft. Schon früh schloss er sich einem asketischen Freundeskreis an, pilgerte ins Heilige Land und lebte abgeschieden von der Welt in einer Mönchsgemeinschaft in Syrien.

Als Hieronymus nach Rom zurückkehrte, wurde er Sekretär des Papstes. Nach dessen Tod 384 ging er nach Bethlehem. Die Übersetzung der Bibel ins Lateinische ist Höhepunkt seines Werks. Hieronymus gilt als Patron der Theologen, Gelehrten und Übersetzer sowie der Universitäten und wissenschaftlichen Vereinigungen. Foto: Caravaggio