Vom Sinn des Gebens: Die Evolution der Nächstenliebe
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Klosterbad Waisach vor Realisierung
Die Vorbereitungen zur Projektumsetzung des PURE HEALTH RESORTS Klosterbad Waisach schreiten weiter
Klosterbad Projektstand Juni 2020
In den vergangenen Monaten ging es Schlag auf Schlag, wir konnten die
Buchpremiere: Pfarrprovisor Schöpf in Waisach
Im Jahre 1869, vor über 150 Jahren, brachte der streitbare Tiroler Pfarrer
Update 2020 zu den Klosterbad-Plänen
Die vergangenen fünf Jahre dienten dazu, die Planungen zum Klosterbad Waisach voranzutreiben
Große Lebensziele erhöhen Lebenserwartung
Sinnfindung als Schlüssel zu Glück und Gesundheit Ein Ziel im Leben zu
„Der Mensch ist selbstsüchtig und Gier eine von der Natur gegebene Grundeigenschaft“, meinen viele Wissenschaftler, und unser Wirtschaftssystem baut auf diesen Annahmen auf. Doch nun klären Wirtschaftswissenschaftler und Neurobiologen den großen Irrtum auf: Kooperation ist der eigentliche Grundmechanismus der Evolution. Experimente und Forschungsergebnissen zeigen, dass der Mensch grundsätzlich altruistisch denkt und handelt.
Zwei Menschen treffen aufeinander: Sie kennen einander nicht besonders gut, dennoch verbindet sie eine gemeinsame Geschichte: Er ist vor eineinhalb Jahren an einem Nierenleiden erkrankt und musste sein aktives Leben beenden. Anstatt Ausflüge auf dem Mountainbike zu planen, bereitete er sich auf ein Leben mit der Dialyse vor: Mindestens drei Nächte pro Woche würde er im Krankenhaus verbringen müssen, damit dort Maschinen die Funktion seiner erkrankten Organe erledigen. Sie will helfen, dabei ist sie ihm zuvor nur wenige Male begegnet, eine Zufallsbekanntschaft.
Trotzdem legt sie sich für ihn unters Messer: Ärzte entnehmen ihr eine ihrer beiden gesunden Nieren und implantieren sie ihm und retten sein Leben. Warum hat sie ein derart großes Opfer gebracht?“
Mit dieser Frage ist er nicht allein. Jahrzehntelang haben Wirtschaftswissenschaften den Menschen als Wesen porträtiert, das kühl berechnend nur den eigenen Vorteil und Profit sucht. Viele beriefen sich dabei auf die Feststellung des britischen Vaters der Evolutionstheorie, Charles Darwin. Dieser hatte gemeint, das Leben an sich sei ein einziger Kampf ums Überleben, ein „Struggle for life“.
Gemäß diesem Bild betrachten viele Ökonomen bis heute die globalen Märkte und ihre Mechanismen: Menschen jagen nun einmal mit aller Kraft nach individuellem Erfolg – und sei es auch auf Kosten ihres Nächsten. Erfolgreich ist, wer für sich am meisten zur Seite schaffen kann. Selbstlose Geschenke, Hilfsbereitschaft oder Kooperation erscheinen vor diesem Hintergrund als sinnloses Verhalten, fast schon als Irrtum der Evolution.
Geben ist seliger denn Nehmen
Doch vor kurzem haben Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen begonnen, diese Sicht der Dinge zu hinterfragen. Die Finanzkrise verlieh dieser Arbeit besondere Dringlichkeit. Mittlerweile stellen Hirn- und Evolutionsforscher sowie Wirtschaftswissenschaftler das alte pseudo-darwinistische Bild des Menschen auf den Kopf: Sie kommen zu dem Schluss, dass der Mensch durch seine Stammesgeschichte auf gegenseitige Unterstützung, Hilfsbereitschaft und Zusammenarbeit hin geprägt ist. Gier, aber auch Aggression und Gewalt sind dagegen lediglich Reaktionen auf ungünstige äußere Umstände.
Der aus Österreich stammende Mathematiker Martin Nowak ist einer der weltweit renommiertesten Vertreter des neuen Forschungszweiges der Kooperationsforschung. An der amerikanischen Elite-Universität Harvard erforscht er mit Methoden der Mathematik, warum sich trotz des evolutionären Konkurrenzkampfes gerade die Lebensformen durchsetzten, die prinzipiell kooperativ sind: von Einzellern zu Mehrzellern hin zu Ameisenstaaten und großen Wirtschaftsunternehmen. Für ihn ist die Fähigkeit zur Kooperation eine wesentliche Triebfeder der Evolution.
Ein Weg, menschliches Verhalten zu studieren, sind ausgeklügelte Experimente der neuen Forschungsrichtung „experimentelle Wirtschaftsforschung“. Schauspieler haben für diese Dokumentation einige dieser Versuche nachgespielt. Dabei zeigt sich etwa, dass der Mensch ein starkes Gefühl für Fairness hat. Überprüft wurde das mit folgendem Versuch: Ein Teilnehmer bekommt Spielmünzen im Wert von 100 Euro und den Auftrag, sie mit einem Menschen zu teilen, den er nicht kennt.
Laut herrschender ökonomischer Lehrmeinung dürfte die Versuchsperson ihrem Gegenüber nur einen Euro anbieten – schließlich denkt sie ja nur an ihren eigenen Gewinn. „Fast alle schrecken vor einem so unfairen Angebot zurück und bieten zwischen 40 und 50 Euro“, erzählt der Innsbrucker Wirtschaftsforscher Matthias Sutter. „Offenbar achten Menschen nicht nur auf ihren persönlichen Geldgewinn, sondern auch auf das Wohlergehen ihres Gegenübers.“
Der Neurobiologe Joachim Bauer berichtet von Strukturen im Gehirn, die den Menschen dazu anregen, zu kooperieren. „Wenn wir anderen Gutes tun, wenn wir durch Zusammenarbeit ein gemeinsames Ziel erreichen, dann belohnt uns unser Gehirn mit der Ausschüttung von Wohlfühlsubstanzen.“ Geiz und Egoismus sind demnach keineswegs menschliche Ur-Instinkte, sondern lediglich eine Reaktion auf äußere Umstände. Kriege sind für Bauer nicht Ausdruck einer evolutionären Notwendigkeit, sondern werden durch den Streit um knappe Ressourcen ausgelöst. Im Grunde sei der Mensch aber auf das Wohl seiner
Mitmenschen hin orientiert.
Felix Warneken kann diese tief verankerte Neigung des Menschen schon bei Kleinkindern nachweisen. In Laborversuchen gaukelt er den kleinen Probanden vor, dass er nicht in der Lage sei, eine heruntergefallene Wäscheklammer aufzuheben. Daraufhin machen sich die Kinder ohne jegliche Aufforderung auf ihre wackeligen Beine, durchqueren den Raum, bücken sich nach der Wäscheklammer und reichen sie Felix Warneken. „Damit wird klar, dass Hilfsbereitschaft nicht anerzogen, sondern angeboren ist“, so Warneken.
Die TV-Dokumentation von Langbein & Derka zum Thema in der Sendereihe Kreuz & Quer wurde mit Prälat Leopold Ungar-Preis 2011 ausgezeichnet. Das gleichnamige Buch von Stefan Klein erschien im S. Fischer Verlag.